Interview mit Traurednerin Nicky von TRAU-GEFLÜSTER
Hört auf euer Bauchgefühl, wenn ihr auf der Suche nach "eurem" Trauredner seid!
Eine freie Trauung bietet Paaren die Möglichkeit, ihre Liebe auf eine ganz persönliche und individuelle Weise zu feiern. Unabhängig von religiösen oder standesamtlichen Vorgaben entsteht eine Zeremonie, die die gemeinsame Geschichte, Werte und Wünsche der Heiratswilligen in den Mittelpunkt stellt. Inhalte, Ablauf und Tonalität können frei gestaltet werden - von emotional und feierlich bis locker und humorvoll. Genau diese Gestaltungsfreiheit macht die freie Trauung für viele Paare so besonders. Eine zentrale Rolle spielt dabei der oder die freie Trauredner/in, der/die die Persönlichkeit des Paares aufgreift und in eine stimmige Zeremonie übersetzt.
Traurednerin Nicky von TRAU-GEFLÜSTER im Albgut Münsingen | Foto: Nicky von Trau-Geflüster
Nicky ist freie Rednerin aus Münsingen auf der schwäbischen Alb. Mit ihrer Agentur TRAU-GEFLÜSTER begleitet sie bereits seit vielen Jahren Paare mit individuellen Traureden. Im Interview spricht sie u. a. darüber, was sie persönlich dazu bewegt hat, als Hochzeitsrednerin Brautpaare in ihrem ganz besonderen Moment zu begleiten und verrät euch zudem ihre ganz persönlichen Lieblingsorte für eine freie Trauzeremonie.
Liebe Nicky, freie Trauzeremonien sind für viele Brautpaare heute fester Bestandteil ihres Hochzeitstages. Was ist eine freie Trauung für Dich?
Liebe Diana, erstmal Danke, dass du dir Zeit nimmst und danke, dass ich mich hier wieder vorstellen darf! Fast elf Jahre ist es her, dass ich das erste Mal bei euch aufgetaucht bin. Damals noch mit der "albhochzeit" - frisch, aufgeregt und absolut nicht ahnend, wohin mich dieser Weg führen wird. Ich hab mir unser altes Interview gestern nochmal angesehen und musste echt lachen. Zwischen damals und heute liegen Welten. Nicht nur beruflich, sondern auch menschlich. Und genau deshalb freue ich mich so riesig, dieses Interview mit dir machen zu dürfen!
Zu deiner Frage: Eine freie Trauung ist im Grunde der Teil eurer Hochzeit, der wortwörtlich nicht in eine Urkunde passt. Das Standesamt macht euch offiziell zu Eheleuten, die freie Trauung hingegen sorgt dafür, dass es sich auch wirklich so anfühlt. Für mich ist eine freie Trauung ein Moment, in dem es um die Menschen geht, nicht um Paragrafen, Eheverträge, langfristige Planungen oder typische Klischees, in die man sich gern mal reinzwängt. Es geht um Geschichten, nicht um Formulare. Viele Paare sagen mir nach ihrer Trauzeremonie: "Jetzt fühlt es sich irgendwie echt an." Und genau dafür mache ich es!
Wer kann eine freie Trauung abhalten und wo können freie Trauungen vollzogen werden?
Rein theoretisch kann jede Person eine freie Trauung abhalten und mittlerweile kann sich auch wirklich jede/r irgendwo zertifizieren lassen oder eine Ausbildung machen, was ich ehrlich gesagt sehr schön finde. Je mehr Menschen verstehen, wie wertvoll freie Trauungen sind, desto besser für alle.
In der Praxis merkt man aber schnell, dass zwischen "ich mach das jetzt auch" und "ich begleite Paare professionell" eine große Lücke existiert. Struktur, Dramaturgie, Fingerspitzengefühl, Timing... - das lernt man nicht in zwei Wochenend-Seminaren. Das hat man im Blut oder eben nicht!
Ich führe freie Trauungen schon richtig lange durch und in dieser Zeit bin ich viel rumgekommen. Nicht nur in Reutlingen, Tübingen und der schwäbischen Alb, sondern quer durchs Ländle und darüber hinaus. Und genau diese Strecke hat mir einiges gezeigt: viel Schönes, aber auch Dinge, die mich erschreckt haben.
Mit jeder Trauung lernst du etwas, das dir kein Handbuch der Welt vorher erklären kann: Wie Menschen reagieren, wie Emotionen sich im Raum bewegen, wie man Stille hält, wie man Chaos beruhigt, wie man aus kleinen Momenten große macht und wie man zwischen den Zeilen Stimmungen liest.
Freie Trauungen feiern kann man eigentlich überall, wo eure Geschichte Platz hat und ihr euch wohlfühlt. Hofgut, Scheune, Garten, Wiese, Terrasse, Burg, modernes Loft oder irgendwo mitten in der Natur, wo es mir persönlich übrigens am besten gefällt. Wenn der Ort machbar ist und wir wissen, was er braucht (Strom, Schatten, Plan B), ist fast alles drin.
Eine freie Trauzeremonie wird noch schöner mit idyllischer Kulisse - wie hier auf Schloss Zwiefaltendorf | Foto: Nicky von Trau-Geflüster
Was hat Dich eigentlich persönlich dazu bewegt, als Hochzeitsrednerin Brautpaare an ihrem besonderen Tag in einem ganz besonderen Moment zu begleiten? Was ist Dein beruflicher Werdegang, was ist Dein Antrieb?
Ich bin da nicht einfach "reingerutscht". Ich bin hängen geblieben - und das im besten Sinne. 2010 war ich als Eventmanagerin unterwegs und habe damals viele schlechte Traurednerinnen und Trauredner gesehen, bei denen ich da saß und dachte: "Was ist das bitte?" Zu viele Phrasen, zu wenig echtes Gefühl. Zu viel Konzept und Ablauf, zu wenig Mensch. Und vor allem, Paare, deren Geschichte überhaupt nicht erzählt wurde...
Genau in diesem Moment hat sich in mir etwas verankert - der Gedanke: "Das kannst du besser!" Nicht aus Überheblichkeit, sondern aus dem ehrlichen Gefühl heraus, dass da viel mehr möglich ist, wenn man Menschen wirklich wahrnimmt.
So hat mein Weg angefangen. Ohne Schablone, ohne Ausbildungspaket, sondern mit einem Bauchgefühl und dem Interesse daran, was zwischen Menschen passiert. Meine erste Trauung war eine absolute Feuertaufe. Die Technik streikte, das falsche Lied lief im falschen Moment, der DJ war überfordert und ich stand da und musste das Chaos ordnen. Ich hab's überstanden - und es hat sich angefühlt wie ein Rausch. Da wusste ich sofort, das ist genau mein Ding!
Wenn Paare mir heute ihre Geschichten erzählen, verknüpft sich dann alles, was ich mitbringe. Kommunikation, Beobachtung, Sprache. Ich bastle keine romantischen Kitsch-Texte, sondern ich lese zwischen den Zeilen. Ich spüre Stimmungen, erkenne Muster, begreife das, was unausgesprochen bleibt, weil ich sowas wie einen eingebauten Sensor in mir trage. Und ich würde sagen, ich habe ein feines Gespür dafür, was Menschen wirklich bewegt.
Heute treibt mich genau das an: Paare so sichtbar zu machen, wie sie wirklich sind - mit all ihren Ecken, mit Humor, Tiefe, Unperfektheit und Individualität. Ohne Idealisierung, nur weil jemand mal behauptet hat, das gehöre nicht in eine Hochzeit.
Wie würdest Du Dich und Deinen Stil als Freie Traurednerin selbst beschreiben?
Persönlich. Klar. Humorvoll. Mit Gefühl, aber nie kitschig. Mit Tiefe, aber ohne Drama. Ich erzähle so, wie man mit guten Freunden am Tisch sitzt und das nimmt immer alle mit. Ehrlich, auf Augenhöhe, nicht künstlich. Ich überlade meine Reden nicht mit "großen Worten", sondern mit echten Momenten.
Ich arbeite sehr strukturiert, was man Künstlern ja eigentlich gar nicht nachsagt. Das ist der Teil, den Paare meist gar nicht sehen, aber extrem spüren und der ihnen unterbewusst Sicherheit gibt. Eine gute freie Trauung fühlt sich leicht an. Das liegt daran, dass im Hintergrund alles passt.
Paare so sichtbar zu machen, wie sie wirklich sind - das treibt Traurednerin Nicky von Trau-Geflüster an | Foto: Nicky von Trau-Geflüster
Wie viele Monate vor der Hochzeit sollte man spätestens Kontakt zu Dir aufnehmen und wie viele Treffen bis zur Hochzeit sind notwendig?
Je früher, desto entspannter. Für die Hochsaison am besten 9–12 Monate vorher. Kurzfristig geht manchmal auch, aber Erfahrungsgemäß sind Juni bis September schnell voll.
Der Ablauf ist simpel:
- Erstes Kennenlernen, völlig locker.
- Wenn wir uns mögen: Termin fixieren.
- Dann ein großes Traugespräch, das tief geht, aber nicht unangenehm ist.
- Und zwischendurch kleine Abstimmungen, wenn ihr Fragen habt.
Ich brauche keine zehn Meetings, ich brauche ein gutes Gespräch. Der Rest ergibt sich.
In welchem Einzugsgebiet kann man Dich buchen und muss sich das Paar vorbereiten, bevor Ihr euch das erste Mal trefft?
Ich bin in Baden-Württemberg im Herzen der schwäbischen Alb in Münsingen Zuhause, logisch daher auch in Reutlingen, Tübingen, Metzingen und der ganzen Region drumherum.
Vorbereiten braucht sich bei mir keiner. Kommt einfach so, wie ihr seid! Mit eurem Hochzeitstermin, einer groben Location-Idee und der Bereitschaft, bisschen über euch zu erzählen. Beim ersten Termin quassel sowieso hauptsächlich ich, also ganz entspannt.
Was kann eine freie Trauung bei Dir beinhalten? Baust Du spezielle Riten in die Trauzeremonie ein?
Eine freie Trauung besteht für mich aus vier Dingen: eurer Geschichte, eurem Ja, euren Menschen und einem Rahmen, der weder künstlich noch verkopft ist.
Rituale nutze ich nur dann, wenn sie Sinn ergeben. Keine Sandzeremonie "weil man das so macht". Wenn wir etwas einbauen, dann weil es zu euch passt, nicht weil Pinterest es schön findet. Natürlich habe ich viele Ideen und eine Menge Material, auf das wir zurückgreifen können. Ich kenne schöne Symbole, berührende Gesten, kleine Elemente, die etwas ausdrücken, ohne dass es künstlich wirkt. Aber am Ende gilt, man muss sich damit wohlfühlen. Ein Ritual funktioniert nur, wenn es für euch Sinn macht - nicht, weil es irgendwo auf Pinterest hübsch aussieht.
Eine Traurede, die berührt, lässt echte Emotionen in die Zeremonie einziehen | Foto: Jonathan Borba via pexels.com
Was war Dein bisher schönstes Trauerlebnis bzw. Deine außergewöhnlichste Trauung?
Es gibt viele besondere Trauungen, aber eine hat sich tief in mir verankert und das nicht, weil sie perfekt war, sondern weil sie mich als Mensch verändert hat:
Ich habe ein Paar begleitet, bei dem die Braut eine außergewöhnlich tiefe Verbindung zu ihrer Mutter hatte. Eine dieser Beziehungen, die man spürt, ohne dass viele Worte nötig sind. Ihre Mutter war schwer depressiv und psychisch erkrankt und mitten in der Planungsphase hat sie sich leider das Leben genommen. Ein Schmerz, der mir selbst durch die Brust fährt, auch wenn man nur von außen hineinschaut.
Und doch hatte ihre Mutter in ihren klaren Momenten immer wieder gesagt: "Ihr feiert. Egal was kommt. Weil ich euch liebe." Diese Worte waren für meine beiden Herzen, das berufliche und das private, ein Auftrag.
Ich hatte riesigen Respekt vor dieser Aufgabe. So viel Traurigkeit, so viel Bedeutung. Ich wollte dieser Mutter gerecht werden, ohne sie in die Rede zu ziehen wie in ein Denkmal. Ich wollte ihre Liebe fühlbar machen, nicht ihre Krankheit und dann habe mich hingesetzt und einfach angefangen zu schreiben. Und plötzlich waren die Worte da. Nicht laut, sondern ganz leise. Ich glaube, es war die Nähe zu dieser Geschichte, die mir geholfen hat, oder die Liebe der Mutter, die irgendwie noch im Raum war, während ich schrieb. Ich weiß es nicht...
Am Tag der Trauung war ich so nervös wie kaum jemals zuvor. Ich wollte diesen Menschen, meinem Pärchen, was geben, das trägt, nicht zerreißt. Nach der Zeremonie kam die Schwester der verstorbenen Mutter zu mir, umarmte mich und sagte: "Es war, als wäre sie heute dabei gewesen. Danke, Nicky."
Dieser Moment hat mich tief getroffen und das im besten Sinne. Ich denke, weil ich gespürt habe, dass Worte wirklich Brücken bauen können. Zwischen Leben und Erinnerung, zwischen Schmerz und Liebe, zwischen dem, was fehlt, und dem, was bleibt. Auch heute noch bekomme ich Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war nicht nur eine Trauung - das war meine volle Menschlichkeit.
Gibt es persönliche Lieblingsorte in unserer Umgebung, die Du unseren Heiratsfreudigen ganz besonders für eine freie Trauzeremonie empfehlen kannst?
Ich habe über die Jahre so viele Locations gesehen, dass man meinen könnte, ich wäre überall schon einmal gestanden. Und trotzdem gibt es ein paar Orte, die für mich einfach etwas haben, dieses "da stimmt die Energie"-Gefühl.
Ich liebe das Hofgut Maisenburg in Hayingen, das Schloss Ehrenfels und das Albgut in Münsingen. Ich sage immer gern: "Ich lebe im Bermuda-Dreieck der Wedding-Locations." Drei Ecken, drei Welten und jede hat ihren eigenen Zauber.
Während meiner knapp 2,5-jährigen kreativen Pause ist dann eine Location aufgetaucht, die mich sofort fasziniert hat, obwohl ich noch nicht einmal dort war. Das Waldgeflüster in Hülben. Allein die Bilder, das Konzept und das Team wirken auf mich so stimmig und so menschlich, dass ich sofort dachte: "Da will ich unbedingt mal hin." Vielleicht werde ich irgendwann eingeladen, oder vielleicht steht bald meine erste Trauung dort an, wer weiß!?
Freie Trauungen feiern kann man eigentlich überall, wo eure Geschichte Platz hat und ihr euch wohlfühlt | Foto: Nicky von Trau-Geflüster
Liebe Nicky, zum Schluss, hast Du einen wertvollen Tipp, was heiratswillige Paare bei der Suche nach dem perfekten Redner bzw. der perfekten Rednerin für ihre Freie Trauung unbedingt beachten sollten?
Ich habe einen einzigen Tipp, der im Prinzip alles sagt: Hört auf euer Bauchgefühl!
Schaut weniger darauf, wie jemand schreibt und mehr darauf, wie sich jemand anfühlt, wenn ihr mit ihm sprecht. Ihr verbringt mit eurer Rednerin oder eurem Redner einen der emotionalsten Momente eures Lebens. Das funktioniert nur, wenn ihr euch sicher fühlt, Wenn ihr euch öffnen könnt, Wenn ihr merkt: "Diese Person versteht uns."
Achtet auf Folgendes:
- Wird euch wirklich zugehört?
- Werden eure Geschichten ernst genommen, auch die leisen?
- Entsteht Vertrauen oder nur eine schöne Website?
- Ist die Person authentisch, oder spielt sie die Rolle des "romantischen Hochzeitsdienstleisters", die gar nicht zu euch und vielleicht auch nicht zu ihr selbst passt?
- Fühlt ihr euch gesehen und nicht nur "abgearbeitet"?
Eine freie Trauung ist nämlich nicht nur ein Programmpunkt. Sie ist der Herzschlag eurer Hochzeit. Darum sucht nicht nach der "perfekten Rednerin", sucht nach jemandem, bei dem ihr das Gefühl habt: "Mit der oder dem können wir das!"
Und wenn dieses Gefühl da ist, dann ist es meistens genau richtig.
Vielen Dank auch von unserer Seite, liebe Nicky, für das tolle und ausführliche Gespräch, und weiterhin alles Liebe und viel Erfolg für TRAU-GEFLÜSTER!
Weitere Informationen zur freien Traurednerin Nicky von TRAU-GEFLÜSTER findet ihr HIER in eurem Hochzeitsportal und auf ihrer Homepage.
